Ellen Berg ist mir als Autorin von unterhaltsamen Romane schon lange ein Begriff. Ihr Buch „Ich koch dich tot“ hat mich nicht nur vom Titel angelacht. Auf Lovelybooks durfte ich dann an einer Leserunde zu ihrem neuesten Werk „Mach mir den Garten, Liebling!“ mitmachen und es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Der Austausch mit den anderen war großartig und Ellen Berg hat toll mit gemacht, ist auf jeden Beitrag eingegangen und hat aus dem Nähkästchen geplaudert. Natürlich habe ich die Chance direkt ergriffen und gefragt, ob sie mir gerne ein paar Fragen beantworten möchte. Das wollte sie auf jeden Fall und es sind sogar ein paar mehr Fragen geworden. ;)
„Mach mir den Garten, Liebling“ ist von mir bereits gelesen und meine Rezension dazu findet ihr ebenfalls direkt auf meinem Blog – ich kann eine klare Lesempfehlung aussprechen und hoffe, ihr erfreut euch an den Antworten von Ellen Berg ebenso wie ich. :)
Anna: Bitte stelle dich meinen Lesern kurz vor: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ellen: Geschrieben habe ich eigentlich immer schon. Naja, eher so nebenbei gekritzelt – Notizen, Beobachtungen, kleine Geschichten, die in einem großen Zettelkasten verschwanden. Das war’s. Bis zu jenem Abend, als ich mit meinen besten Freundinnen zusammensaß. Irgendwie kamen wir auf das schräge Thema Ex-Lover. Die meisten Freundinnen waren ziemlich sauer, weil sie sich mies behandelt fühlten. Eine rief plötzlich: „Warum haben wir uns eigentlich nie gerächt? Darüber solltest du mal was schreiben, Ellen!“ Großes Hallo. „Ja, ein Racheroman! Los doch!“ Äh, ich? Hm. Doch ich bekam Lust auf das Thema. Und dann habe ich mich am nächsten Tag tatsächlich hingesetzt und ein Buch angefangen. Eineinhalb Jahr später erschien „Du mich auch“, mein erster Roman. Verrückt, oder?
Anna: Wie wichtig sind dir Rezensionen? Liest du sie? Wie gehst du mit Kritik um?
Ellen: Viele Autoren behaupten ja, sie läsen nie Rezensionen. Glaub ich kein bisschen. Ich lese sie jedenfalls alle. Besonders mag ich Rezis, die bei Leserunden, z.B. bei Lovelybooks entstehen. Da merkt man gleich, dass sich die Leserinnen wirklich mit den Büchern auseinandersetzen. Sehr aufmerksam schaue ich auch auf die kritischen Punkte und nehme mir das echt zu Herzen. Meine Leserinnen – es gibt übrigens auch Leser – haben ein supergutes Gespür dafür, ob alles logisch ist, ob die Figuren in sich schlüssig sind. Da lasse ich mich gern kritisieren, wenn’s mal irgendwo hakelt. Davon kann ich nur lernen, besser zu werden.
Anna: Erzähle uns aus deinem Alltag als Autorin – wie läuft ein Tag ab? Was gefällt dir besonders an deinem Beruf? Wie lange dauert ein Buch-Projekt von der Idee bis zum fertigen Buch?
Ellen: Also, erstmal: Ich bin absolut glücklich, wenn ich schreibe. Dann vergesse ich alles um mich herum, und die Stunden verfliegen, ohne dass ich es überhaupt merke. Meist beginne ich direkt nach dem Aufstehen, noch vor dem Frühstück. Doppelter Espresso, Computer an – und ab geht die Luzie! Mein Schreibrhythmus hängt von ganz alltäglichen Dingen ab, also einkaufen, Mittagessen für meine Tochter kochen, solche Sachen. Am liebsten schreibe ich deshalb nachts. Da herrscht himmlische Ruhe, nur dass leider der Schlaf zu kurz kommt…. Und was die einzelnen Buchprojekte betrifft: Wenn ich eine Idee habe, bespreche ich sie mit meiner Lektorin beim Verlag. Die ist eine tolle Gesprächspartnerin. Dann lege ich los. Etwa ein halbes Jahr dauert es, bis das Buch fertig ist. Was bedeutet, dass ich täglich mindestens acht Stunden am Schreibtisch verbringe, oft länger, und meist auch am Wochenende. Für mich gibt es keine „geregelten“ Arbeitszeiten. Andererseits kann ich auch mal sagen: So, Sendepause, ich muss jetzt zwei Stunden spazieren gehen und den Kopf durchlüften, sonst rieselt mir der Putz auf die Schüssel. Diese Freiheit genieße ich.
Anna: Wo sammelst du die Ideen für deine Bücher? Haben persönliche Erlebnisse Einfluss auf deine Bücher?
Ellen: Oh ja, es ist immer was Persönliches im Spiel. Sonst könnte ich gar nicht darüber schreiben. Entweder sind es Dinge, die ich selbst erlebe (und in meiner Fantasie heftig weiterspinne), oder es sind Erlebnisse von Freundinnen und Freunden. Mir ist sehr wichtig, dass die Themen mitten aus dem ganz normalen Alltagsleben kommen. Auch Probleme, mit denen sich jeder herumschlägt, oder über die diskutiert wird. Zum Beispiel vegane Ernährung – die habe ich in“ Alles Tofu, oder was?“ nach Herzenslust „verbraten“. In „Ich will es doch auch!“ geht es um Downdating : Ärztin verliebt sich in Klempner. Das ist so ähnlich in meinem Bekanntenkreis passiert. Viele haben sich darüber irre aufgeregt, so nach dem Motto: Kann doch nicht gutgehen. Ist es aber. Schööööön. Darüber wollte ich schreiben, über Vorurteile in Liebesangelegenheiten, und wie dumm sie meist sind.
Anna: Hast du ein Lieblingsbuch von dir selbst? Wenn ja welches und warum?
Ellen: Huch, schwere Frage. Tja, was soll ich sagen? Da fühle ich mich wie eine Mutter mit vielen Kindern: Ich will keines bevorzugen oder benachteiligen. Ist vielleicht ein blöde Antwort, aber ich mag sie wirklich alle, meine Bücher, so unterschiedlich sie auch sind. Vor allem mag ich die Helden. Die wachsen mir richtig ans Herz. Ich bange und fiebere mit ihnen, als wären sie real. Oft entwickeln die Figuren ein Eigenleben, und ich bin selbst verblüfft, was die alles anstellen. Da sitze ich vor dem Computer wie im Kasperletheater: Tu’s nicht! Siehst du denn nicht das Krokodil? Und dann rette ich sie natürlich.
Anna: Was hat dich zu dem Buch “Mach mir den Garten, Liebling!” inspiriert?
Ellen: Die Inspiration war mein eigener kleiner Garten. In dem habe ich lange mit einem superschwarzen Daumen rumgeackert, bevor es mal wenigstens ein bisschen nach was aussah. Eine perfekte Gärtnerin bin ich noch lange nicht, aber zum Glück kann ich über mich selbst lachen, wenn was daneben geht. Verfaulte Kohlköpfe zum Beispiel, oder winzige Tomaten. Hauptsache, man hat Spaß dabei. Das Thema Mobbing, das in „Mach mir den Garten, Liebling!“ ebenfalls wichtig ist, kenne ich aus meiner Zeit in der Gastronomie. Außerdem haben mir viele Freundinnen erzählt, wie es in ihrem Berufsleben läuft. Leider krass, was in manchen Betrieben abgeht, ohne dass jemand eingreift.
Anna: Gibt es einen Lieblingscharakter von dir in dem Buch und wieso ausgerechnet dieser?
Ellen: Eddy natürlich – ein Mann zum Verlieben! Charmant, unkonventionell, sehr männlich, umwerfend sinnlich, ein echtes Cremeschnittchen. Der kam ja schon in zwei anderen Büchern vor, und viele Leserinnen schrieben mir: Also, Eddy ist so ein toller Typ, der hat aber auch mal ein Happy End verdient! Er hat’s gekriegt… Ganz besonders mag ich auch Rudi Karsunke, den knorrigen Nachbarn in der Schrebergartenanlage. Raue Schale, butterweicher Kern, das Herz auf dem rechten Fleck. Wenn man so einen Freund hat, muss man sich keine Sorgen mehr machen.
Anna: Bist du selber auch ein großer Gärtner?
Ellen: Wie gesagt, ich übe noch. Wie im „Landlust“-Magazin sieht’s bei mir absolut nicht aus. Aber ich liebe es, im Garten rumzukramen. Hier ein Blättchen zupfen, dort was gießen, den Komposthaufen lüften – das mache ich täglich (natürlich nicht jetzt im Winter). Besonders stolz bin ich auf meine Bauernwiese mit vielen bunten Blumen. In diesem Sommer sind mir sogar ganz anständige Zucchini gelungen. Ein wunderbares Gefühl, wenn ich was auf dem Teller habe, das aus meinem eigenen Garten kommt! Dazu ein paar selbstgezogene Kräuter – herrlich.
Anna: Wieso dreht sich in “Mach mir den Garten, Liebling!” alles um einen Schrebergarten anstatt um ein großes Gartengrundstück?
Ellen: Das ist auch wieder so ein Thema, das ich aufgeschnappt habe. Zwei meiner Freundinnen wohnen in Städten und haben Schrebergärten ergattert. Also, was die so alles erleben – Wahnsinn. Ich konnte erst gar nicht glauben, wie es da zugeht. Das ist eine ganz eigene Welt. Doch es gibt auch überzogene Vorurteile. Im Allgemeinen sind Schrebergärtner nämlich gar nicht so spießig, wie viele denken. Man hilft sich gegenseitig, man respektiert im großen Ganzen, dass jeder sein eigenes Ding macht. Viele Schrebergärtner sind sympathische Individualisten, die sich einfach in ihrem Garten selbst verwirklichen wollen, weil sie es im „wahren Leben“ nicht können. Zu viele Zwänge, zu viele Verhaltensnormen. Dieser Gedanke hat mich fasziniert – der Garten als ein Stück Freiheit.
Anna: Wie entstand die Idee der Untertitel, die ja fast schon ein Merkmal für deine Bücher sind?
Ellen: Das war eine Idee, die beim ersten Roman „Du mich auch“ zusammen mit meiner Lektorin entstanden ist. Wir fanden es lustig. Und dabei ist es dann geblieben. Außerdem kann man aus den Untertiteln immer schon ein bisschen erraten, worum’s geht: Rache, Beziehungen, Kochen, Rentner…
Anna: Wie kommst du auf die Namen der Charaktere, haben sie eine höhere Bedeutung? (Ich sag nur „Luisa Fröhlich“)
Ellen: Komisch, die Namen fliegen mir irgendwie zu. Ich denke an eine Figur, wenn ich anfange zu schreiben, und schwupps, hat sie ihren Namen. Bei Luisa mochte ich den Kontrast: Anfangs ist sie ja ziemlich verspannt, total auf Arbeit und Karriere fixiert, also gar nicht fröhlich. Zum Glück ändert sich das….
Anna: Wird uns Tante Ruth auch in zukünftigen Büchern begegnen?
Ellen: Eigentlich war das nicht geplant, doch viele Leserinnen auf Lovelybooks schrieben mir: Tante Ruth ist so klasse mit ihren weisen Sprüchen, warum kam sie nur so kurz vor? Gibt es ein Wiedersehen? Das fand ich so schön, dass ich es sofort versprochen habe. Tante Ruth wird also im nächsten Roman „Blonder wird’s nicht“ wieder auftauchen. Und wie ich sie kenne, wird sie in ihrer verschmitzten, klugen Art wieder Schicksal spielen.
Anna: Gibt es ein besonders schönes/skurriles/lustiges Erlebnis das du als Autorin hattest?
Ellen: Mein schönstes Erlebnis hatte ich auf einer Zugfahrt. Mir gegenüber saß eine Frau, die mein Buch „Ich koch dich tot“ las. Immer wenn sie schmunzelte (zweimal lachte sie sogar laut), freute ich mich wie ein Schnitzel. Sie hat mich nicht erkannt, weil ich nicht meine Brille trug, sondern Kontaktlinsen. Aber so war es ja auch viel schöner. Ich habe Mäuschen gespielt und es sehr genossen.
Anna: Gibt es schon Pläne zu einem nächsten Buch auf das wir uns freuen dürfen? Kannst du schon etwas darüber verraten?
Ellen: Ja, ich habe schon angefangen zu schreiben. In „Blonder wird’s nicht“ geht es um Friseurin Maja, die sich mit einigen unvorhergesehenen Problemen rumschlagen muss: Ihre superblonde, männerhungrige Azubine Olga stellt nur Unsinn an. Ihr pubertierender Sohn Willi schwänzt die Schule und kifft heimlich, die reine Katastrophe. Dann ist da noch ihre On-off-Beziehung mit dem bindungsschwachen Sam. Das alles muss Maja irgendwie managen, neben den betreuungsintensiven Kunden ihres Friseursalons. Und dann kommt noch ein Mann ins Spiel, der ihr den Verstand raubt. Es wird turbulent!
Anna: Wem würdest du dein Buch “Mach mir den Garten, Liebling!” empfehlen?
Ellen: Ich glaube, dass sich prinzipiell jeder darin wiederfinden kann, sowohl Gartenmuffel als auch Gartenfans. Heldin Luisa hat ja anfangs überhaupt nichts mit Natur und Gärten am Hut, erst ganz allmählich kommt sie auf den Trip. Die Themen Betriebsklima und Mobbing sind ebenfalls für viele interessant. So habe ich es jedenfalls den Kommentaren der Leserinnen entnommen. Und die Liebe ist sowieso immer ein heißes Thema. Jeder kennt Enttäuschungen, jeder kennt das Hochgefühl, aber auch die Zweifel bei einer neuen Beziehung. Liebe ist immer ein Balanceakt.
Anna: Du hast das letzte Wort.
Ellen: Dann möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Leserinnen und Lesern bedanken! Ich bin unendlich glücklich, dass Ihr meine Bücher mögt und dass Ihr mit mir darüber diskutiert. Schreiben ist eine „einsame Sache“, denkt man ja, doch ich bekomme sehr viel zurück und erlebe einen wundervollen Austausch. Auch mir Dir, Anna. Danke für Deine Fragen!
Das Buch und meine Rezension:
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