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[Buchgeplauder] Ein letzter Tanz – Abschied vom Königskinder Verlag

Heute verabschieden wir uns vom Königskinder Verlag, auch wenn es natürlich kein richtiger Abschied ist, denn die gedruckten Bücher bleiben uns erhalten. Dafür wurde ein großer Ball organisiert und ich zeige euch eine Szene daraus. 

 

AnführungszeichenIch vermisse diese Minuten in der Abenddämmerung, wo es nicht mehr Tag, aber auch noch nicht Nacht ist. Das ist irgendwie eine magische Zeit, als könnte man so ganz nebenbei etwas Außergewöhnliches vollbringen. Ich vermisse das leuchtende Rot der Sonnenaufgänge. Und Wolken. Sterne. Gott, ich vermisse die Sterne. (Seite 157)

 

 

Alles was ich sehe

 

„Autsch“ – erneut habe ich mich an einem Tischbein gestoßen, das ist jetzt schon das fünfte Mal und so langsam nervt es mich. Die blauen Flecken davon werde ich vermutlich noch Tage später spüren. Wo ist verdammt nochmal Ben? Wäre Ben hier, würde ich alles sehen und könnte den Ball wirklich genießen und vielleicht auch eine Runde mit seinem Bruder Mason tanzen.

Musik dringt an mein Ohr – klassisch und gleichzeitig beschwingt. Eine Symphonie aus Moll-Tönen, ein Lied, das melancholisch macht und nach Abschied klingt. Es passt zu diesem Ball, der ein Abschied ist und doch auch irgendwie das Hoffen auf zukünftige, königliche Momente beinhaltet. Denn dieser Ball, den ich hier besuche, das ist ein Königskinder-Ball und mir wurde gesagt, dass ich und Mason und Ben eingeladen sind. Natürlich sind noch ganz viele andere Königskinder ebenfalls eingeladen, denn unsere Königin Barbara König hat abgedankt. Wir Königskinder verlieren unseren Herrscher und müssen nun, blind, wie ich es bin, einen neuen Platz in der Buchwelt für uns suchen. Die Musik wird lauter und lebendiger, ich glaube, ich nähere mich einem Lautsprecher oder jemand hat schlicht lauter gemacht. Ich weiß es nicht, denn ich sehe nix. Wo ist verdammt nochmal Ben?

AnführungszeichenDenn manchmal muss man den ersten Schritt einfach selbst machen. (Seite 410)

 

Langsam laufe ich weiter, wobei meine Schritte dem einer alten Frau ähneln, die sich nicht mehr so sicher auf ihren Beinen fühlt. Ich setze so vorsichtig einen Schritt vor den anderen, als bestünde der gesamte Boden aus Lava. Langsam strecke ich die Hand vor, um das nächste Tischbein rechtzeitig spüren zu können und lande prompt auf etwas Warmen. Dieses warme Etwas fühlt sich verdammt muskulös an und leider steigt mir dabei auch ein verdammt bekannter Geruch in die Nase.

„Willst du mich weiter betatschen oder besteht die Möglichkeit auf einen letzten Tanz?“, sagt Mason und in dem Moment taucht Ben hinter ihm auf und ich sehe. Ich sehe Bens schelmisches Grinsen und ich sehe Masons Augen.

Anführungszeichen…und ich versank in seinen seelenvollen Augen – diesen Augen, bei denen das Hineinschauen fast genauso wehtat wie das Wegsehen. (Seite 329)

 

„Ja, ähm, klar – wir können tanzen – schließlich wollen wir Barbara König und die Königskinder ehren und das ist ein Ball.“

Jetzt deutlicher sicherer griff ich nach Masons Hand und er führte mich zur Tanzfläche. Bens Einfluss auf mein Sehen wurde immer größer und somit nahm ich nun die prunkvolle Decke war, die mit Zitronen und Zwillingssternen geschmückt war. In der einen Ecke stand ein riesiges Buffet, angereichert mit so viel Schokolade und Kuchen, dass ich vermutlich bereits vom Angucken zunahm. Ich bemerkte nun auch all die anderen Königskinder, neben mir tanzen Mink und Alex sehr eng beieinander. Und auch Devon und Ezra sind mit auf der Tanzfläche und schaffen es dabei optisch, direkt einem Jane Austen Roman entsprungen zu sein. Und während ich diesen Ball in mich aufsauge, werde ich unglaublich wehmütig. Tief in mir drin breitet sich eine Traurigkeit aus, die das Leben betrifft. Das Leben, das einfach ist und auch vor uns Königskindern nicht Halt gemacht hat.

AnführungszeichenAls könnte man jemanden vor seinem Leben bewahren. Das Leben macht, was es will, auch wenn man noch so vorsichtig ist. (Seite 216)

 

„Alles okay Maggie? Du wirkst irgendwie traurig?“, Mason blickt mich an, forschend, ohne mich zu bedrängen. Ich schlucke den großen Kloß an Wehmut herunter und versuche zu lächeln, denn das ist ein Ball und wir möchten großartige Werke und Leben feiern und nicht schluchzend in Taschentücher weinen.

„Ja, es ist alles gut – man weint nur manchmal, während man lacht. Wie das halt so ist an großen Königskinder-Bällen. Man erfreut sich an den Königskindern und ist doch traurig, dass es irgendwie endet, auch wenn es nie enden wird.“

AnführungszeichenAllmählich kam ich dahinter, was das Besondere an Mason war: Er versuchte nicht, größer als groß zu sein, und gerade das machte ihn größer als groß. Er war so unaufdringlich und so einfach, dass er grandios war. (Seite 344)

 

„Theraaaaaa!“, schreit Ben und greift nach meinem Arm. „Hör auf hier mit meinem Bruder rumzuhampeln und komm mit – ich glaube, ich habe endlich dein eines Ding gefunden – das, was absolut das obercoolste ist.“ Seine Augen strahlten mich förmlich an und aus jeder Zelle seines kleinen Körpers troff es voll selbstlosem Glück, das er unbedingt teilen wollte.

„Ist ja gut, zerr nicht so an mir. Was hast du denn bitte entdeckt, was so obercool ist?“

Ben zog mich weiterhin am Arm und blieb plötzlich vor einem Tisch voll mit Kuchen stehen. Er schaut mich unschuldig an und meint: „Kuchen und Schokolade – das ist doch jedem sein Ding irgendwie und da das hier ein Ball ist, können wir uns damit den Bauch vollschlagen und nix wird passieren. Uns wird nicht schlecht davon – wir sind einfach nur glücklich und so muss es doch sein – wir sollten an diesem Tag glücklich sein, denn wir sind Königskinder.“ Ich blinzelte und habe schon wieder diesen Trauerkloß im Hals, der wird wohl heute mein neuer treuer Begleiter. Aber dann nahm ich mich zusammen und griff nach dem Kuchen, der mir am nächsten lag und schnupperte daran, um zu ergründen, welcher Kuchen es ist, auch wenn ich es sehe.

AnführungszeichenIch meine, man nimmt den falschen Bus, fährt ein paarmal in die falsche Richtung, stellt sich immer mal wieder doof an, aber irgendwie kriegt man es hin. Wie das im Leben halt so ist. Oder? (Seite 389)

Alles, was ich sehe ohne Schutzumschlag

„Hmm Ben, das ist köstlich – schau, der Kern ist noch flüssig. Ich bin hiermit eindeutig auf dem besten Ball aller Zeiten.“

Ben schaut mich kritisch an. „Auf wie vielen Bällen warst du denn schon. Es ist ja nicht so, als wärst du eine Adlige, die ständig auf Partys und Bällen rumhängt.“ Doch schon zwei Sekunden später stahl sich ein Lächeln in seine Augen. „Schau, siehst du das Mädchen mit den Zitronen? Ich glaube, ich sage ihr mal Hallo – sie sieht so einsam aus.“ Und damit verschwand Ben und mit ihm ließ mein Sehen nach – nur wenig, aber doch so, dass ich es bemerke. Aber es war ok, denn Ben war zu gut, als das ich ihm böse sein könnte, das er den nächsten gefunden hat, dem er etwas Gutes tun möchte.

AnführungszeichenDein absolutes Ding ist nicht eine bestimmte Sache, sondern ganz viele – das du Teil eines großen Ganzen bist, dass du anderen den Ruhm überlässt, dass du so was kannst, stark bist und intelligent -“ Ich schaue zur Decke hoch und blinzelte, weil mir alles vor Augen verschwamm. „Dein absolutes Ding ist die Achtsamkeit, mit der du dich durchs Leben bewegst, weil du nichts und niemanden verletzen willst. (Seite 365)

 

Und während sich über mich der Schleier des Nicht-Sehens legt, fange ich an, alle meine anderen Sinne zu erwecken. Ich rieche den Duft von Zitronen, Blumen, Strand und Salzwasser. Ich höre Stimmen, so viele, so vielfältig und so voller Besonderheiten, dass ich lächeln muss. Ich schmecke immer noch die Schokolade auf meiner Zunge und fühle plötzlich eine Hand in meiner.

„Ich bin glücklich, Maggie, dass du es hierher geschafft hast. Denn du bist mir genauso lieb wie alle meine Königskinder und ich freue mich, auf diesem Ball mit euch gemeinsam sein zu dürfen.“ Barbara König drückt meine Hand und lächelt mich an. In der anderen Hand hält sie Perry, die ihre Oma an der anderen Hand hält und plötzlich wird auch meine andere Hand von Mason ergriffen, er lächelt mich an und hält bereits Alex fest. Und so begreife ich, ohne zu sehen, dass wir eine lange Kette an Geschichten und Leben sind – Königskinder, die zusammenhalten und die immer Königskinder bleiben werden. Immer.

AnführungszeichenWas sich verändert hatte, das war nicht ich selbst, sondern das, was ich wahrnahm. Worauf ich achtete. Schließlich ändern uns die äußeren Umstände nicht. Sie bringen etwas in uns zum Vorschein. (Seite 421)

 

Verfolgt/Teilt die Blogtour gerne mit #ichbineinkönigskind oder berichtet von euren eigenen Erfahrungen mit dem Königskinder Verlag. Gerne könnt ihr ebenfalls einen Ballbericht in eurer eigenen Form schreiben oder ihr stellt euer liebstes Köki vor oder oder oder. :) Alles ist möglich, nichts verboten bei diesem letzten Tanz.

Einladung Ein letzter Tanz

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