In einer Leserunde auf Lovelybooks durfte ich im April das Charakterbuch „Heute sind wir Freunde“ von Patrycja Spychalski lesen. Die Autorin hat die Leserunde begleitet und ist toll auf die Kommentare der Leser eingegangen, sodass es einen regen Austausch und viele interessante Gedankengänge gab! Natürlich habe ich die Chance direkt ergriffen und nach einem Interview gefragt und wieder hatte ich Glück. :)
Meine Rezension zum Buch findet ihr auf meinem Blog und ich kann die Geschichte jedem, der gerne noch einmal in die Schulzeit abtauchen möchte, empfehlen. :)
Anna: Bitte stelle dich meinen Lesern kurz vor. Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Patrycja: Ich bin Patrycja Spychalski, 37 Jahre alt, geboren in Polen, aufgewachsen in Berlin, schreibe schon seit ich 14 bin (Tagebuch, misslungene Gedichte, Reisebücher) und habe vor 4 Jahren mein erstes Buch beim cbt Verlag rausgebracht. Das Schreiben war für mich schon immer ein Weg das Leben zu verarbeiten, es sich schöner zu schreiben und ganz besonders fühlte es sich immer sehr richtig an, auf einer Parkbank zu sitzen, mit Stift und Block, eine Zigarette zu rauchen und die Gedanken zu Papier zu bringen. Und dann hatte ich schließlich Mordsglück, dass meine Geschichten gedruckt wurden.
Anna: Wie wichtig sind dir Rezensionen? Liest du sie? Wie gehst du mit Kritik um?
Patrycja: Ich lese Rezensionen sehr gerne, auch die negativen, einfach aus dem Grund, weil ich es sehr interessant finde, wie das, was ich im stillen Kämmerlein getippt habe, bei der Außenwelt ankommt. Manchmal bin ich ganz überrascht, was aus den Büchern rausgelesen wird, genauso, wie ich manchmal überrascht bin, so komplett falsch verstanden worden zu sein. Ich nehme mir Kritik auch durchaus zu Herzen und versuche darüber auch mein Schreiben zu reflektieren. Aber natürlich mag ich es lieber positive Kritik zu lesen. Ich liebe es, wenn ich Mails bekomme in denen steht, dass ich der Person aus dem Herzen spreche, weil ich dann weiß, dass dort draußen jemand ist, der genauso denkt wie ich. Das ist manchmal sehr tröstend.
Anna: Hast du ein Lieblingsbuch von dir selbst? Wenn ja welches und warum?
Patrycja: Ehrlich, irgendwie ist das Buch, an dem ich gerade schreibe immer das Liebste und ich glaube, das ist auch gut so, das macht mir das Schreiben viel einfacher, als wenn ich mich ständig vergleichen müsste. Aber natürlich liegt mir mein erstes Buch „Ich würde dich so gerne küssen“ besonders am Herzen. Das war der Anfang von Allem und außerdem eine sehr persönliche Geschichte, die viel mit mir selbst zu tun hat.
Anna: Wo sammelst du die Ideen für deine Bücher? Haben persönliche Erlebnisse Einfluss auf deine Bücher? Was hat dich zu dem Buch inspiriert?
Patrycja: Persönliche Erlebnisse, Geschichten, die ich erzählt bekomme, Personen auf der Straße, die mich aus irgendeinem Grund faszinieren. Mein größter Antrieb ist aber, dass ich aus einer Sehnsucht heraus schreibe, über Dinge, die ich gerne erlebt hätte, über Personen, denen ich gerne begegnen würde.
Zu dem Buch „Heute sind wir Freunde“ hat mich tatsächlich der Film Breakfast Club inspiriert. Ich wurde vom Verlag gefragt, ob ich Lust auf so eine Geschichte hätte und sofort hat es in meinem Kopf gerattert.
Anna: Die 5 Charaktere sind ja sehr unterschiedlich. Hast du einen persönlichen Favoriten und warum er?
Patrycja: Natürlich mag ich alle gerne, ich finde alle haben ihre charmanten Seiten, aber auch Macken und Unsicherheiten. Am liebsten habe ich aber an den Parts von Leo und Anton geschrieben. Wahrscheinlich weil die beiden so markante Charakter haben, da fühlte ich mich sehr frei beim Schreiben. Was ich selbst sehr erstaunlich fand, dass mir die Jungs-Perspektive so viel Spaß macht. Vielleicht muss ich mich in Zukunft mal an einen männlichen Hauptprotagonisten wagen.
Anna: Hast du bewusst „Klischee-Charaktere“ genommen oder ist das einfach passiert, weil das die typischen Personengefüge in einer Schule sind?
Patrycja: Ich habe bewusst mit Klischees gespielt. Ich finde, dass man im Leben sehr schnell damit ist, Personen in Schubladen zu stecken. Das war in der Schulzeit besonders so, aber auch jetzt erwische ich mich hin und wieder dabei. Und dann, wenn man bereit ist auch einen zweiten Blick zu wagen, stellt man erstaunt fest, dass die Person, die man für sich schon durchanalysiert hat, in Wirklichkeit ganz anders ist. Das ist ja auch die Grundaussage des Buches. Aber abgesehen davon finde ich, dass Klischees ja auch durchaus interessant sind, sie sind sehr kraftvoll und es macht Spaß damit zu spielen.
Anna: War die von Anfang an klar, dass es wechselnde Perspektiven geben wird und welche Perspektive hat dir am meisten Spaß gemacht zu schreiben?
Patrycja: Ja, ich mag den Perspektivwechsel sehr gerne. In meinem vierten Buch „Bevor die Nacht geht“ gibt es ja auch schon zwei Perspektiven. Das gibt mir als Autorin viel mehr Spielraum und bietet Abwechslung beim Schreiben. Wie oben schon erwähnt haben mir Leo und Anton am meisten Spaß gemacht.
Anna: Hast du eigene Erfahrungen aus deiner Schulzeit im Buch verarbeitet?
Patrycja: Klar, der Snackautomat, die Aula, die Cafeteria. Eigentlich der ganze Schauplatz Schule, das sind Erinnerungen aus meiner eigenen Schulzeit. Aber auch die Probleme, mit denen man sich damals rumgeschlagen hat: heimliche Verliebtheiten, neidische Blicke, dazugehören zu wollen, die Wut auf Lehrer und Eltern. Letztendlich hat wahrscheinlich jeder damit zu tun gehabt.
Anna: Wie hättest du reagiert, wenn du in der Schule eingesperrt gewesen wärst über Nacht?
Patrycja: Ich glaube, ich hätte das super gefunden, von Anfang an. Es sind doch diese Ausnahmesituationen, die einen besonders prägen. Leider ist mir das nie passiert, aber wenigstens konnte ich das durch das Schreiben ein wenig miterleben.
Anna: Hast du bei dem Liebespärchen verschiedene Varianten im Kopf, wer es sein könnte oder von Anfang an ein Paar?
Patrycja: Ich habe immer wieder hin und her überlegt, aber schließlich fand ich das Paar, das es nun geworden ist, am glaubwürdigsten. Die anderen, finde ich, haben irgendwie noch ganz andere Sorgen und Themen.
Anna: Das Ende ist in meinen Augen sehr offen, wieso hast du dich gegen einen Epilog entschieden?
Patrycja: Wer meine Bücher kennt, weiß, dass ich ein großer Freund von offenen Enden bin. Das wird durchaus oft angemahnt. Aber für mich fühlt sich das richtig an, realistisch. Ich denke, meine Protagonisten haben noch ein ganz großes Stück Leben vor sich und ich möchte es für sie offen lassen und auch für die Leser. Jeder kann sich sein Traumende zurechtspinnen.
Anna: Gibt es schon Pläne zu einem nächsten Buch auf das wir uns freuen dürfen? Kannst du schon etwas darüber verraten?
Patrycja: So ganz verraten kann ich es nicht. Es wird diesmal ein Experiment. So viel vielleicht: Verboten, heiß und innig. 2017 kann ich dann mehr verraten.
Anna: Wem würdest du dein Buch empfehlen?
Patrycja: Grundsätzlich Jugendlichen ab Anfang Oberschule. Aber auch Erwachsenen, die Lust haben auf eine nostalgische Reise in ihre eigene Jugend.
Anna: Du hast das letzte Wort.
Patrycja: Ich bedanke mich für das schöne Interview und freue mich immer sehr über Feedback.
Ansonsten: Peace, Love and Rock´n´Roll!
Das Buch und meine Rezension:
Weitere Bücher von Patrycja Spychalski
Sehr schönes Interview :)
Ich kenne von ihr bisher nur „Fern wie Sommerwind“, aber das wird eindeutig nicht das letzte ihrer Bücher sein, das ich lese :D
Danke – ich finde es auch immer wieder interessant zu lesen, was die Autoren so antworten. :)
Ich habe sonst auch nur „Fern wie Sommerwind“ gelesen, aber weiß ebenfalls, dass noch mehr gelesen gehört. :)
Guten Abend liebe Anna,
bevor ich müde ins Bett falle, wollte ich meinen Kommentar vom Mittag schreiben.
Ich mag Patrycja Spychalski ganz gerne lesen. Mein erstes Buch von ihr war „Bevor die Nacht geht“ und als Berliner ist dieses Buch ein Muss. <3 Von "Heute sind Freunde" ist Anton mein Schatz gewesen. Tolles Interview. Sympathische Autorin. :)
Liebe Grüße und gute Nacht. ;) Bis morgen. Cindy