Infos zum Buch:
Verlag: FISCHER
Seiten: 486 Seiten
ISBN: 978-3596033225
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2015
Originaltitel: Bad Romeo
Übersetzer: Tanja Hamer
Reihe: ja (1/2)
Meine Bewertung: 2 Karlys
Inhalt: Der Wunsch Schauspielerin zu werden führt Cassandra Taylor an die berühmtesten Schauspielakademien. Dort trifft sie Ethan Holt und spürt sofort eine besondere Verbindung. Hier herrscht nicht nur enorme Anziehungskraft, sondern die Chemie stimmt einfach. Doch privat klappt es bei den beiden überhaupt nicht – verletzte Gefühle und ausgesprochene Worte schweben über ihnen.
Keine Romeo und Julia Geschichte, sondern schlicht enttäuschend
Der Story-Stapel
***Erster Satz: „Ich eile den überfüllten Bürgersteig entlang und spüre, wie mir ein nervöser Schweiß an allen möglichen, höchst unglamourösen Stellen ausbricht.“
Wir begleiten in dem Buch ausschließlich Cassie und erfahren viel über ihre Gedanken und Gefühle, die sich größtenteils alle um Ethan drehen. Dabei springen wir in zwei Zeiten hin und her: Vergangenheit: Der Beginn ihrer Ausbildung an dem Schauspielcollege; sowie die Gegenwart: Sie nimmt eine neue Rolle an einem Theater an. Ich gestehe, dass ich diese Zeitensprünge nicht sofort komplett verstanden habe und am Anfang etwas verwirrt war.
Ansonsten gibt es keinen nennenswerten Spannungsbogen. Die Geschichte plätschert vor sich hin und man wartet auf das große Ereignis oder etwas in der Art, das aber nicht kommt. Das Ende ist dann etwas flott und schenkt uns einen kleinen Cliffhanger.
Was es jedenfalls nicht gibt, ist Theater im Sinne von Schauspiel. Der Klappentext assoziiert, dass die beiden immer wieder in Rollen zusammen wirken müssen, über viele Jahre und meist durch Zufall – dem ist nicht so. Das hat mich etwas enttäuscht, da ich eine ganz andere Erwartungshaltung an dem Buch hatte.
Der Charakter-Stapel
In einer Liebesgeschichte gibt es natürlich zwei Protagonisten, in diesem Fall: Ethan und Cassie oder auch Holt und Taylor, wie sie sich gegenseitig gerne nennen.
Ethan ist der typisch wandelnde Bad-Boy-Abklatsch: Gut-aussehend, aus reichem Haus, ausreichend Erfahrung mit Frauen… ihr kennt das. In der Vergangenheit hat er Probleme, seine Gefühle zu zeigen, gar Bindungsängste. In der anderen Zeit ist er dann der Traumtyp, der Komplimente macht, über Gefühle redet und überhaupt so toll geworden ist.
Cassie ist ebenfalls eine bekannte Charakter-Zeichnung: Sie ist hübsch, unerfahren (natürlich noch Jungfrau), sehr begabt und bei allen beliebt, wenig Geld und ein ungesunder Hang zu Alkohol runden ihr Profil ab. Ihre Tagebucheinträge drehen sich trotz ihrer Jungfräulichkeit nur um Sex und zwar in sehr vielen Facetten. Immerhin ist sie im aktuellen Zeitsprung etwas misstrauischer, aber weiterhin wenig gefestigt in ihrer Selbst. Selbstbewusstsein sucht man bei ihr vergebens, ebenso eine vernünftige Entwicklung.
Alle anderen Charaktere, die um die beiden herumstehen, bleiben blass und sind nicht neu, sondern greifen in die bekannte Charakter-Klischee-Kiste (der Vater ist natürlich gegen Ethans Schauspielwünsche, Ethans Schwester versteht sich SUPER mit Cassie etc.).
Der Stil-Stapel
Leicht zu lesen, sehr viele Sätze, die sich um Sex drehen und auch das Wort „Fuck“ mag die Autorin anscheinend sehr und nutzt es, besonders bei Ethans Wortschatz, ständig. Immerhin konnte sie Cassie so sprachlich entwickeln, dass es durchaus ein paar lustige Dialoge bzw. innere Monologe gab, so dass ich ab und an schmunzeln konnte. Ansonsten ist der Schreibstil weder besonders gut noch besonders schlecht. Es liest sich flüssig, da der Spannungsbogen in meinen Augen aber nicht vorhanden war, war ich nicht komplett an die Seiten gefesselt.
Der Kritik-Stapel
Bad Romeo & Broken Juliet? Wo sind sie denn? Romeo und Julia sind die beiden jedenfalls nicht und mit Shakespeare hat das Buch ebenso nichts gemeinsam. Der Titel ist von der Autorin schlecht gewählt, da sie hier an ein großes Liebespaar anknüpft – das Buch hat aber genau damit nichts zu tun, außer, dass die beiden einmal die Rollen der Romeo und Julia spielen.
Die Charaktere sind blass und kommen direkt aus der typischen Charakter-Kiste, ohne besonders zu sein. Es gibt keine Entwicklung und somit tritt auch die Handlung immer wieder auf der Stelle.
Große Gefühle und tiefgehende Emotionen, die mich berühren und nicht mehr loslassen, habe ich hier leider nicht gefunden. Andersrum kann ich das Buch aber auch nicht als totale Kitsch-Geschichte abtun. Es ist einfach Mittelmaß, irgendwie Liebesgeschichte, irgendwie College-Roman und irgendwie etwas von allem, ohne einen klaren roten Faden oder eine gute Idee zu haben. Dabei bietet „Bad Romeo & Broken Juliet“ als „Arbeitstitel“ in meinen Augen verdammt viel Potenzial und die bekannteste Liebesgeschichte ist gewiss nicht ausgeschöpft.
Auf den Lesen-Stapel?
Ich bereue es nicht, dass ich das Buch gelesen habe, aber es wäre auch okay gewesen, wenn ich es nicht getan hätte. Dem Buch fehlt ein roter Faden, ein Spannungsbogen und vor allem DIE großen Gefühle, die angepriesen wurden. Eine wirkliche große Liebesgeschichte habe ich hier jedenfalls nicht gefunden, außer viel erotische Stimmung, die aber trotzdem unbefriedigend bleibt. Ich spreche hier keine Leseempfehlung aus, vor allem dann nicht, wenn man wie ich, Romeo & Julia in irgendeiner Form der Interpretation erwartet. Schwache und tiefgestapelte 2 Karlys. Das war leider nichts – schade.
Infos zur Reihe:
1. Wohin du auch gehst (Bad Romeo)
2. Ich werde immer bei dir sein (Broken Juliet)